„Tante Aliona, ist es wahr, wir fahren am Freitag auf eine Wochenendfreizeit nach Pawlowka?“ Dascha Dschurowskaja kann ihr Glück kaum fassen. Die Enttäuschung war groß, als wir den Entschluss fassen mussten, dass wir in diesem Jahr kein Sommerlager haben. Doch in der Zwischenzeit wurden unsere Wochenendfreizeiten mehr als ein Ersatz. Auf dieser Wochenendfreizeit für die Mädchen und Jungen aus unserem...

„Tante Lena, habe ich die Tasche richtig genäht? Was soll ich jetzt tun?“ Wanja Merkuschin hat mit zwei anderen Jungen in unserer „Lehrwerkstatt“ nähen gelernt, hat sich bereits einige seiner Kleidungsstücke selbst genäht. Doch dann ist er von einem Tag auf den anderen nicht mehr gekommen. Sein Vater, ein Roma, fing an ihn zu verspotten: „Ein richtiger Mann näht nicht! Ich glaube, du bist kein richtiger Mann.“ Dann hat er ihn ganz schrecklich ausgelacht.

Im Frühling helfen wir vielen armen Familien mit unserer „Kartoffelaktion“. Später versorgen wir sie mit Gemüsesetzlingen. Die meisten von ihnen sind bereit, uns einen Teil ihrer Ernte zu überlassen. Sie wollen alten Menschen helfen, die keine Kraft haben ihren Garten zu bestellen. Ein weiterer Teil geht zu Familien, die in einer Wohnung leben, die keinen Garten haben und an Flüchtlingsfamilien. In diesen Tagen ist Luda Slobodianik, die unsere Hilfsaktionen leitet...

Es ist immer bewegend, wenn wir Menschen helfen können, die in eine ganz besonderes Notsituation geraten sind. In diesen Tagen haben wir einige dieser Familien mit Möbeln aus Deutschland überrascht. Da ist eine Großmutter, die ihre Enkelkinder bei sich aufgenommen hat, nachdem ihre Mutter gestorben ist. Sie können sich finanziell kaum über Wasser halten. Da träumt man natürlich nicht davon, sich Möbel zu kaufen. Auch Familie Welitschai konnte es kaum fassen...

Da wir durch die Corona-Krise unser Sommerlager absagen mussten, haben wir an fast jedem Wochenende eine Wochenendfreizeit. Diesmal waren unsere "Männer" aus „Villa Sonnenschein“ an der Reihe. Die Freizeit wurde von Anja Romaniuk und ihrem Mann geleitet. Da wurde viel Fußball gespielt, über wichtige Themen debattiert und am Abend wurde am Lagerfeuer gegrillt. Das Thema lautete, wie auf den anderen Freizeiten: „Auf welches Fundament baue ich mein Leben?“

Da wir während der Corona-Krise kein Sommerlager haben konnten, laden wir unsere Mädchen und Jungen fast an jedem Wochenende zu Freizeiten in unsere Freizeitzentren in Odarjewka und Pawlowka ein. Unseren kleinsten Gästen fällt es schwer zwei Nächte so weit von zu Hause weg zu sein. Da hatten wir eine Idee. Wir haben unsere kleinen Mädchen zu einer Wochenendfreizeit in unserer „Villa Regenbogen“ in Swetlowodsk eingeladen.

Marina ist eine junge Frau, die drei Kinder hat, die zusätzlich seit vier Jahren drei weitere Kinder bei sich aufgenommen hat, die weitläufig mit ihr verwandt sind, deren Eltern gestorben sind. Wir haben Marina in all diesen Jahren geholfen. Einige ihrer Kinder besuchen regelmäßig unsere „Villa Sonnenschein“. In dieser Zeit fing ihr Mann an zu trinken. Er wurde immer gewalttätiger. Im Sommer schlug er Marina so brutal zusammen, dass sie bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert wurde.

„Das vergangene Jahr war oft unerträglich. Als mein Vater gestorben ist, wussten wir nicht, wie es in unserer Familie weitergehen sollte. Zuerst sind wir in Trauer versunken. Dann haben wir versucht zu überlegen, wie die nächsten Schritte aussehen können. Als nun auch noch mein kleiner Bruder gestorben ist, wussten wir nicht, wie wir auch noch diesen Verlust verarbeiten sollten.“ Tränen fließen über das Gesicht von Rudolf Rybar.

„Sascha, schau mal diese Tennisschuhe an. Probiere sie mal an. Ich denke, die sind genau deine Größe. Die kannst du zur Schule anziehen. Ich habe dir schon eine Winterhose und einen warmen Pullover zur Seite gelegt.“ Heute haben wir einen Einsatz mit Hilfsgütern in dem „Vergessenen Dorf“ Mironowka. Die Mütter aus ganz besonders armen Familien, die wir zu dieser Aktion eingeladen haben, sind natürlich froh, dass wir Winterkleidung mitgebracht haben.

Am 1. September fing in der Ukraine nicht nur ein neues Schuljahr an. An diesem Tag fing auch für die Mitarbeiter von „Brücke der Hoffnung“ ein neues Arbeitsjahr an. Vor einigen Tagen lud Lena Uchnal, die unsere Arbeit in der Ukraine leitet, alle unsere Erzieherinnen in unsere Zentrale nach Swetlowodsk ein. Das Ziel unserer Missionsarbeit lautet: „Wir wollen Kinder aus gestörten Familien helfen, dass sie eines Tages mit Gottes Hilfe auf eigenen Füßen stehen können!“

In der Ukraine besuchen viele Frauen regelmäßig kleine Studios für Maniküre, Pediküre und spezielle Frisörsalons. Deshalb bieten wir in unserer Lehrwerkstatt Kurse in diesem Bereich für Mädchen an, da man in diesen Salons leicht eine Arbeitsstelle findet. Viele der Mädchen die unsere Kurse durchlaufen haben, konnten in der Zwischenzeit einen guten Kundenstamm aufbauen, da sie ihre Dienste für die halben Kosten anbieten. In unseren Kursen, die von Darina Panassenko geleitet werden, lernen sie Theorie und Praxis.

Die Menschen in der Ukraine befinden sich mitten in der Corona-Krise. Die Zahlen der Infizierungen steigen an. Parallel wirft die Wirtschaftskrise immer weitere Schatten auf das Land. Viele Menschen haben ihre Arbeitsstelle verloren. Und nun fing auch noch am 1. September ein neues Schuljahr an. Wir sind froh, dass wir aus Deutschland Schulranzen erhalten haben und dass wir sie mit Schulmaterial gefüllt besonders armen Familien schenken konnten.

Am 1. September hat wieder einmal ein neues Schuljahr begonnen und der Herbst steht vor der Tür. In den vergangenen Wochen haben nicht nur die Familien in ihren Gärten geerntet, die sich an unserer „Kartoffelaktion“ beteiligt haben. Auch unsere Mitarbeiter haben Kartoffeln geerntet. Einen großen Teil dieser Ernte lagern wir für unsere „Suppenküchen“ ein. Den Rest verschenken wir an bedürftige Familien. In diesen Tagen wurde unsere Ernte abgeschlossen.

„Tante Aliona, heute duftet es ganz besonders gut aus deiner Küche. Ich kann es kaum noch abwarten, dass du uns zu deinem leckeren Mittagessen einlädst.“ In den vergangenen Wochen haben wir ein neues Projekt begonnen. Wir haben besonders arme Familien mit Tieren versorgt. Eine dieser Familien, die Familie von Olga Klimenko, die unseren „Zufluchtsort“ in Grigorowka leitet,  hat von uns 50 Enten erhalten, die sie nun geschlachtet haben. Aus dieser Schlachtung haben wir nun 10 Enten bekommen. Den Rest dürfen sie behalten.

„Tante Wera, meine Schuhe sind schon lange viel zu klein. Meine Füße tun mir so weh.“ Es ist immer ein ganz besonderer Augenblick, wenn Wera Kolomoetz Kinder in unser „Kleiderstübchen“ über unserer Lagerhalle in Odarjewka mitnimmt. Gemeinsam suchen sie dann die passenden Schuhe und Kleidung aus. Natürlich sind wir traurig, dass während der Corona-Krise kein Hilfsgütertransport zu uns in die Ukraine fahren kann, dass wir keinen Nachschub aus Deutschland erhalten.