Eine der wichtigsten Mitarbeiterinnen bei „Brücke der Hoffnung“ in der Ukraine ist Luda Slobodianik. Luda leitet unsere Hilfsgüteraktionen. Sie ist für unsere Lagerhalle in Swetlowodsk verantwortlich, in die wir unsere humanitäre Hilfe aus Deutschland von unseren Hilfsgütertransporten abladen. Luda leitet die Aktionen, in denen wir Äcker mit Kartoffeln und Gemüse bepflanzten. Sie verantwortet unsere „Kartoffelaktion“ in der wir besonders armen Familien mit Saatkartoffeln helfen.

Vor kurzem ist Familie Nagolski in eine Hütte in der Nähe von unserem „Zufluchtsort“ in Pawlowka gezogen. Ihre Kinder haben vor über einem Jahr bereits unseren „Zufluchtsort“ besucht, doch da sie aus einer Roma-Familie kommen, ziehen sie rastlos durchs Land. Nun sind die Kinder glücklich, dass sie wieder zurück sind. Zu Familie Nagolski gehören 14 Personen, die in diesen Tagen durch eine schwere Zeit gehen. Sie haben kein Wasser auf ihrem Grundstück und sind froh, dass sie von uns Wasser erhalten.

Im Frühjahr helfen unsere Mitarbeiter in der Ukraine besonders armen Familien mit unserer „Kartoffelaktion“ und später mit unserer „Gemüseaktion“. In den letzten Jahren sind viele Menschen aus den „Vergessenen Dörfern“ in die Stadt gezogen, da viele Dorfläden geschlossen wurden und es dort kaum eine medizinische Betreuung gibt. Nun flüchten viele Familien aus der Stadt in ein Dorf, um dort in eine leerstehende Hütte zu ziehen, um einen Garten zu bestellen. Wir erhalten nun jeden Tag Hilferufe. Viele der Familien bitten uns um Saatkartoffeln und um Gemüsepflanzen.

In der Zeit der Krise denken die meisten Menschen nur noch an das Coronavirus. Doch unsere Mitarbeiter betreuen noch andere medizinische Notfälle. Eine der vielen armen Familien, die sie in den „Vergessenen Dörfern“ betreuen, ist Familie Smirnow. Vor einigen Tagen ist ihr 6jähriger Sohn Sascha, ins Koma gefallen. Die Ärzte im Krankenhaus waren ratlos. Erst als ein Facharzt aus einem größeren Krankenhaus aus der Hauptstadt von unserem ukrainischen Bundesland hinzugezogen wurde, stellte man eine Hirnhautentzündung fest.

Wollen Sie helfen? Und nähen Sie gerne? Da in mehreren Bundesländern und einzelnen Städten eine Mundschutzpflicht im öffentlichen Leben vorgeschrieben ist, werden immer mehr Atemschutzmasken benötigt. Wie wäre es, wenn Sie aus Stoffresten selbstgenähten Mundschutz herstellen? Im Internet gibt es mittlerweile viele einfache Anleitungen. Fragen Sie anschließend zum Beispiel ihren Buchhändler oder in ihrem Drogeriemarkt, ob Sie ein Körbchen mit den genähten Masken im Geschäft aufstellen dürfen.

Am 15. März ist „Soruschka“ zu uns nach Deutschland gekommen. Kurz darauf mussten wir unsere Tournee „Soruschka 2020“ absagen. Unsere Mitarbeiterinnen mussten erst einmal in Deutschland bleiben. Am Freitag, den 27.3. konnten wir für unsere Mitarbeiterinnen Plätze auf dem letzten Flug in die Ukraine buchen. In der Nacht, um 0:00 Uhr, wurde die Grenze zur Ukraine in beide Richtungen für 30 Tage geschlossen. Dima Grabenko, unser LKW Fahrer, brachte ihnen mit einem Freund ein Fahrzeug zum Flughafen in Kiew.

Luda Slobodianik leitet alle unsere Projekte, die etwas mit Hilfsgütern, mit Kartoffeln, mit Gemüse zu tun haben. Luda wohnt in einem kleinen Dorf gleich neben Swetlowodsk. Ihre Familie hat uns einen großen Acker hinter ihrem Haus zur Verfügung gestellt. In der vergangenen Woche haben wir diesen Acker umgepflügt und haben vier LKW Ladungen mit Dünger auf dem Land verteilt. Danach haben einige starke Mitarbeiterinnen zusammen mit Dima Grabenko Kartoffeln in die Erde gelegt.

Unsere Gartenarbeit geht in die nächste Runde. Hinter unserem Büro in Swetlowodsk haben wir etwa 1.200 Quadratmeter Land, auf wir im Frühjahr Gras säen wollten. Als die Krise auch in der Ukraine begann, beschlossen wir auf dem Land Kartoffeln und Gemüse zu pflanzen. Zuerst haben wir auf dem halben Grundstück Karotten, Rote Beete, Zwiebeln und anderes Gemüse gesät. Danach wurde der Boden gedüngt. Im Anschluss haben unsere Mitarbeiter die zweite Hälfte mit Frühkartoffeln bestellt.

In diesen Tagen sind wir jeden Tag mit unserer Aktion „Mobile Suppenküche“ unterwegs. Wir haben angefangen große Mengen Suppe zu kochen, die wir in Glasbehälter füllen. Dazu wird viel Brot gebacken. Unsere Mitarbeiterinnen sind vom frühen Morgen an im Einsatz. Einige Familien, die wir betreuen, holen sich ihre Suppe und ihr Brot selbst ab. Andere wohnen so weit weg, dass wir ihnen ihr Essen bringen. Da ist unsere „Mobile Suppenküche“ ständig im Einsatz.

Wir betreuen in Boschedarjewka die Kinder von drei Schwestern. Zwei dieser Schwestern sind Alkoholikerinnen. Sie kümmern sich schon lange nicht mehr um ihre Kinder. Um diesen Kindern zu helfen, hat sie die jüngste Schwester, Valentina, mit ihrem Mann, Wassili, bei sich aufgenommen. Valentina ist 26 Jahre und Wassili 42 Jahre alt. Sie haben acht Kinder in ihrem Haus, die bei ihnen wohnen. Alle Kinder kommen regelmäßig in unseren „Zufluchtsort“ in Boschedarjewka und wir helfen ihnen wo immer es möglich ist.

Die Mitarbeiter von „Brücke der Hoffnung“ wünschen Ihnen in dieser schweren Zeit viel Kraft und Gesundheit und ein gesegnetes Osterfest!

In diesen Wochen sind unsere Mitarbeiterinnen weniger mit Kinderarbeit beschäftigt. Sie backen frisches Brot und kochen leckere Suppen. Sie lernen aber auch die Landwirtschaft besser kennen. Sie hören, wie wir Saatkartoffeln kaufen, wie wir Saatmaterial bestellen. Sie erleben wie Äcker gedüngt werden. Am vergangenen Freitag haben unsere Mitarbeiter das erste Gemüse gesät, Karotten, Zwiebeln, rote Beete, Salat und Petersilie und andere Kräuter. Am Samstag wurde ein erster riesiger Kartoffelacker gedüngt.

In diesen Tagen erreichen uns viele verzweifelte Hilferufe. Kranke können ihre Wohnung nicht verlassen, brauchen aber dringend Medikamente. Alte Menschen haben Angst ihr Haus zu verlassen, müssen aber etwas zu essen haben. Die Eltern vieler Kinder trinken noch mehr Alkohol, um zu vergessen, was um sie herum passiert. Ihre Kinder haben Hunger. Zu Hause nimmt die Gewalttätigkeit zu. Es gibt so viele unterschiedliche Notsituationen, mit denen die Menschen die uns anrufen, total überfordert sind.

In Kiew werden immer neue Maßnahmen gegen die Krise herausgegeben. Doch die wenigsten Maßnahmen werden von der Landbevölkerung und schon gar nicht in den „Vergessenen Dörfern“ umgesetzt. Die meisten Menschen dort verstehen noch nicht den Ernst der Situation. Kaum einer liest eine Zeitung und viele sind müde davon, sich immer neue Programme über Corona im Fernsehen anzuschauen. Genauso wie in Deutschland, sind nur noch Apotheken und Lebensmittelgeschäfte geöffnet.

Um die Bevölkerung zu beruhigen, spricht man vom Gesundheitssystem, das in Wirklichkeit kaum existiert. In der vergangenen Woche wurde der Ministerpräsident Olexi Hontscharuk und seine Regierung entlassen. Gegen sie wurden Ermittlungen eingeleitet, weil sie die Vorbereitungen auf die Corona-Krise vernachlässigt hätten. Normalerweise liegen in dieser Jahreszeit etwa fünf bis zehn Menschen mit einer Lungenentzündung in Swetlowodsk im Krankenhaus. Momentan sind es 70.