Das vergangenen Jahr hat natürlich auch die Ukraine verändert. Die Corona-Krise hat auch unsere Pläne über den Haufen geworfen. Unser „Sommerlager“ ist ausgefallen, oft durften Kinder nicht einmal ihre Wohnung verlassen. Da sind wir froh, dass in unserem Gebiet fast alle Beschränkungen aufgehoben wurde. In unsere „Lehrwerkstatt“ haben wir zu einem neuen Nähkurs eingeladen. In diesem Kurs lernen die Mädchen ein Kleid und die Jungen ein T-Shirt zu nähen.

„Heute konnte ich mich in der Schule kaum auf den Unterricht konzentrieren. Ich musste die ganze Zeit an unsere Wochenendfreizeit denken.“ Seit Tagen gab es in unserem „Tageskinderheim am See“ kein anderes Thema. Bereits eine Woche vor der Freizeit hatten die meisten unserer Gäste schon ihre Taschen gepackt. Dann war es so weit. Über verschneite Felder fuhren wir zu unserem „Zufluchtsort“ nach Pawlowka. Draußen war es bitterkalt, doch in unserem Haus kuschelig warm.

Da es in unserem Teil der Ukraine kaum Corona-Fälle gibt, wurden die meisten Beschränkungen aufgehoben. Das heißt, wir konnten nach einem grauen Winter gemeinsam, wie in jedem Jahr, mit unseren Kindern den Weltfrauentag feiern. Der meiste Schnee ist geschmolzen und wir spüren, wie der Frühling in vielen Familien ganz neue Lebensgeister weckt. Unsere Weltfrauentag ist bereits eine feste Tradition. Wir haben für diese Veranstaltung...

„Tante Soja, meine Schuhe sind total durchnässt und meine Strümpfe auch.“ Nach der Schule stapfen unsere Kinder durch den tiefen Schnee Richtung „Tageskinderheim am See“. Da ist es kein Wunder, dass sie total durchnässt in unserem Haus ankommen. Es ist gut, dass jeder von ihnen ein eigenes Fach in einem großen Regal hat, mit trockenen Socken. Bevor sie sich an den Mittagstisch setzen, waschen sie erst einmal den Schnee und den Schmutz von ihren Schuhen...

Lange haben wir darauf gewartet, dass unser LKW wieder nach Deutschland kommt, um in unserem Missionsbüro in Hüttenberg Hilfsgüter abzuholen. Mitte Februar war es endlich so weit. Dima Grabenko und Peter Degtjar machten sich über vereiste Straßen auf die lange Reise. Ende Februar traf unser LKW in unserem „Zufluchtsort“ in Odarjewka ein, wo er am nächsten Tag von vielen Helfern in unsere Lagerhalle abgeladen wurde, die danach von einem Zollbeamten versiegelt wurde.

Die Corona-Krise hat ihren Schatten über die „Vergessenen Dörfer“ der Ukraine geworfen. Jeden Tag erreichen uns Telefonanrufe von Menschen, die an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gekommen sind. Es gibt kaum noch die Möglichkeit Geld zu verdienen. Und wer keine Arbeitsstelle hat, dem wurde auch noch das Kindergeld gestrichen. Da kommt der Frühling genau im richtigen Augenblick. Die Menschen verlassen langsam ihre Hütten, beginnen im Garten zu arbeiten.

„Meine Tochter hat eine ganz heiße Stirn. Ich denke, sie hat Fieber. Ich sollte wahrscheinlich mit ihr einen Doktor aufsuchen.“ Lilia zieht ihrer Puppe eine warme Jacke an und macht sich auf den Weg. Sie bringt ihre Tochter zu einer Ärztin, die sie erst einmal untersucht und ihr dann eine Spritze gibt. Zu Hause kocht die Großmutter das Abendessen. Der Vater kommt müde von der Arbeit nach Hause. Sie sitzen gemütlich am Tisch und im Anschluss bringt die Mutter ihr Kind ins Bett.

Seit einigen Jahren besucht Jesfir unseren „Zufluchtsort“ in Boschedarjewka. Sie ist 15 Jahre alt. Sie nahm an unserem Glaubenskurs „In Seiner Nähe“ teil und gehört nun zu unserem Hauskreis. Vor einigen Monaten hat Jesfir über ihren Lebenstraum gesprochen. Sie will Näherin werden, sie will Kleidung entwerfen. Wir haben ihr daraufhin eine Nähmaschine aus Deutschland geschenkt und haben ihr auf einer DVD einen Nähkurs gekauft.

In den vergangenen Tagen ist die Ukraine im Schnee versunken. Das Thermometer sank auf 20 Grad minus. In vielen Teilen des Landes waren die Straßen vereist, Busse fuhren nicht mehr. Obwohl während der Corona-Krise die Schulen arbeiten, wurden sie in dieser Zeit wieder geschlossen. In diesen Tagen kamen immer mehr Kinder in unseren „Zufluchtsort“. Sie waren durchgefroren und hungrig und erfreuten sich an unseren bunten Kinderprogrammen.

Die Enttäuschung war bei unseren Sängerinnen von „Soruschka“ im vergangenen März groß. Wir hatten uns auf diese Zeit vorbereitet und unsere Mitarbeiter waren nach Deutschland geflogen, doch dann mussten wir unsere Tournee wegen der Corona-Krise leider absagen. Wir danken allen Missionsfreunden, die uns in dieser schweren Zeit ermutigt haben. Wir wissen zwar nicht, wann „Soruschka“ wieder nach Deutschland kommen kann, doch wir fangen in diesen Tagen langsam an, uns darauf vorzubereiten.

Wir wollen, dass Kinder aus gestörten Familien eines Tages mit Gottes Hilfe auf eigenen Füßen stehen können.“ Das ist ein Leitsatz in unserer Missionsarbeit. Wenn unsere kleinen Gäste in unser „Spatzennest“ kommen, liegt immer ein langer Weg vor ihnen. Eines dieser Kinder, das wir seit vielen Jahren begleitet haben, ist Natascha Biliewitsch. Natascha kommt aus einer kinderreichen Roma Familie. Seit einigen Jahren besucht sie regelmäßig unsere „Lehrwerkstatt“, wo sie unter der Leitung von Lena Grabenko nähen lernt.

Wenn unsere Mädchen in einer Gesprächsrunde in „Villa Sonnenschein“ sitzen, steigen bewegende Gefühle in uns auf. Wir können uns noch gut daran erinnern, wie sie ein wenig unsicher in unser „Spatzennest“ gekommen sind. In der Zwischenzeit sind viele Jahre vergangenen. Wir haben sie in unsere Herzen geschlossen, sind bei vielen von ihnen ein Elternersatz geworden, da sich ihre Eltern kaum um sie kümmern.

Wir können uns noch gut an die Zeit erinnern, in der man uns die ersten selbstgestrickten Socken für die Ukraine gebracht hat und wir unser Projekt „10.000 Socken für die Ukraine“ begonnen haben. Wir wussten damals nicht, wie es sich entwickeln würde. Nachdem wir bereits 20.000 Socken in die Ukraine gebracht haben, entwarfen wir einen neuen Flyer: „50.000 Socken für die Ukraine“. In diesen Tagen ist der Thermometer in der Ukraine weit unter den Gefrierpunkt gesunken ...

Die meisten Mädchen und Jungen, die unsere Kinderhäuser besuchen, kommen aus gestörten Familien. Sie erhalten von ihren Eltern kaum Hilfe in ihrer Lebensgestaltung, bekommen nur wenig Korrektur. Sie haben es nie gelernt ihren Alltag zu planen. Wie sollen sie später ich Leben planen? Ihre Eltern leben meistens planlos in den Tag hinein und ihre Kinder folgen ihrem Beispiel. Nachdem unser Glaubenskurs „In Seiner Nähe“ in Boschedarjewka zu Ende ging...

Hinter uns liegen trübsinnige Wochen, die während der Corona-Krise die Stimmung noch weiter gedrückt hat. Doch dann hat ein dicker Schneeteppich ein Strahlen über die Gesichter unserer Gäste gezaubert. Da hat es unsere Mädchen und Jungen nicht in unseren Häusern gehalten. Es ging nach draußen. Da wurden Schneemänner gebaut, da gab es lustige Schneeballschlachten. Und wenn wir dann ein wenig durchgefroren in unsere Häuser zurückkehrten...