Das Schuljahr ist zu Ende. Unsere älteren Spatzen sind bereit für die Schule. Sie können bereits zählen und einige Silben lesen. Aber auch die jüngeren Spatzen können Erfolge vorweisen. Als die Brüder Serhii und Vitalii das erste Mal zu uns kamen, sprachen sie wenig und unverständlich. Sie waren nicht in der Lage, ein kleines Gedicht zu lernen. Nun reden sie selbstbewusst in ganzen Sätzen und haben keine Angst vor einer Gruppe etwas vorzutragen. „Jeden Abend sagen die Kinder Gedichte auf, die sie im Spatzennest gelernt haben“, erzählt Mutter Lena stolz.

In unserem Zufluchtsort in Odariwka gab es eine große Geburtstagsfeier für alle Kinder, die im Frühling Geburtstag hatten. Doch was wäre eine Feier ohne Gäste? Unsere Jungen Missionare kamen aus Switlowodsk zu Besuch. Sie brachten Glück, Freude und fröhliches Kinderlachen mit nach Odariwka. Als eingespieltes Team unterhielten sie die Mädchen und Jungen wie echte Profis. Es gab Wettbewerbe, Spiele und Kinderschminken. „Ich bin ein Schmetterling, wer bist du?“

Jede Woche wartet eine Gruppe Jungen bereits gespannt auf Peter Degtjar. Peter war lange Jahre unser LKW-Fahrer und zeigt den Jungs in unserem Zufluchtsort in Odariwka nun, wie man mit Werkzeugen umgeht. Leider sind die meisten Männer im Krieg, männliche Bezugspersonen sind kaum vorhanden. Durch Peter lernen die Kinder Nägel in Holz zu klopfen. Sie reparieren Türklinken und einiges andere mehr. „Was ist das denn für eine Maschine? Solch eine Maschine habe ich noch nie gesehen?“

Der Krieg geht weiter. Jeden Tag heulen die Sirenen, gefährliche Raketen und Drohnen fliegen donnernd über die Dörfer und Städte in der Ukraine.

Aber auch das Leben geht weiter. Der Frühling ist kühl und regnerisch. Die Mädchen des Zufluchtsorts in Odariwka haben eine sehr wichtige Aufgabe. Odariwka liegt in etwa 100 km von der Frontlinie entfernt.  Die Mädels pflanzen gemeinsam Blumen. „Wir werden wunderschöne bunte Blumen blühen sehen“, freuen sie sich und stellen sich die Blütenpracht vor. „Schau mal, was meinst du, in welcher Farbe diese Blumen blühen?“

In unserer Lehrwerkstatt wird gehämmert, gesägt und geschliffen. Hier lernen die Jungen handwerkliche Fähigkeiten für ihre Zukunft. Sie bauen kleine Vogelhäuser oder Holz-Lastwagen mit Rädern, Türen und vielen Details. Am Ende halten sie etwas in ihren Händen, dass sie selbst gemacht haben. Darauf sind sie sehr stolz. Wichtig sind nicht nur Technik und Sicherheit, sondern auch Geduld. Daniel, der Leiter der Lehrwerkstatt, zeigt den Jungen alles Schritt für Schritt. Er erklärt, hört zu und macht Mut.

Dienstagnacht war eine schreckliche Nacht in Switlowodsk, in der sich unser Büro und einige unserer Kinderhäuser befinden. Die Stadt wurde von Raketen und Drohnen angegriffen. Mehrere Stunden lang heulten die Sirenen nachts. Es gab Bombenalarm. Die Raketen pfiffen, die Drohnen surrten. Dann begann eine Explosion nach der anderen, die die Stadt und alle Bewohner erschütterte. Die Wände der Häuser wackelten, die Fenster klapperten. Die Menschen waren in Panik, weinten und beteten. Eines der Wohngebiete war am stärksten betroffen. 

Nach dem nächtlichen Beschuss kamen die Bewohner aus ihren Kellern und wussten nicht, was sie machen sollten. Viele Menschen kamen, um ihnen zu helfen. Einige räumten die Trümmer der Häuser beiseite, andere halfen noch Sachen aus den zerstörten Häusern zu holen. Die Bewohner wurden evakuiert. Auch unsere Jungen Missionare haben sich an der Arbeit beteiligt. Die Jugendlichen dichteten provisorisch die Fenster der Schule mit einer Folie ab, da alle Fenster durch die Druckwelle zerstört wurden. 

„Kann ich heute duschen und mir die Haare waschen?“, fragt Karina. Sie nimmt Duschgel, Shampoo, ein Handtuch und saubere Kleidung mit ins Badezimmer. „Uns ist zu Hause die Zahnpasta ausgegangen. Ich habe mir heute Morgen die Zähne noch gar nicht geputzt. Wie gut, dass ich auch im Zufluchtsort eine eigene Zahnbürste habe.“ Mascha freut sich. Weil nicht alle Kinder die Möglichkeit haben ihre Kleidung zu Hause zu waschen, können sie das in unseren Kinderhäusern tun.

Jedes Kind verfügt über eine eigene Hygienebox, in der es seine persönlichen Gegenstände aufbewahrt.

Trotz des kalten Frühlings, trotz Kriegsmüdigkeit, Angst und Verzweiflung bewirtschaften die Menschen ihre Gärten. Sie glauben daran, dass es einen ertragreichen Sommer geben wird, dass die Sonne aufgeht, das Land Früchte trägt und sie noch am Leben sein werden.

Karina, eine Binnenvertriebene, hat Entenküken erhalten. Ihre Augen waren von Angst und Hoffnung zugleich erfüllt. Sie hat noch nie einen Vogel gehalten, weiß nicht, wie man ihn füttert, wie man ihn in kalten Nächten warmhält. Sie fragt, beobachtet, lernt. Sie glaubt ganz fest daran, dass die Enten die Rettung ihrer Familie im Winter sein werden.

Vergangenen Donnerstag machten sich Lena Uchnal, Aliona Tokar, Renate und Rebekka Rudat mit ihrem Verlobtem Paul Herrmann auf den Weg von Berlin nach Hille. Dort hatten sie eine weitere Brücke der Hoffnung ERLEBEN Veranstaltung. Vor 25 Jahren organisierte eine engagierte Gruppe ein Benefizfussballspiel zwischen Werder Bremen und Rosenborg-Trondheim in Minden. Von dem Erlös konnten wir unseren ersten Zufluchtsort in Odariwka kaufen. Wir sind Gott dankbar, dass der Kontakt über die vielen Jahre bestehen geblieben ist und viele Menschen treu in der Gebetsgruppe und privat für uns beten.

Letzte Woche Freitag kam der LKW in Switlowodsk an. Jeder vollbeladene LKW ist ein großes Geschenk für uns. Die Zeiten in der Ukraine sind immer noch sehr schwierig. Der Krieg bringt Verlust, Zerstörung, Sorgen und Ängste mit sich.

In unserem Lager in Hüttenberg nehmen wir dankbar Kleidung, Schuhe, Decken, Kissen, Hygieneartikel, Lebensmittel, Spielsachen, Möbel und Fahrräder an und verteilen sie an Menschen in der Ukraine, die sie dringend brauchen.

Danke an all diejenigen, die uns unterstützen, Pakete packen, für uns beten und dadurch vielen Menschen Hoffnung schenken.

Jeder Hilfsgütertransport ist mehr als nur materielle Hilfe. Er ist eine Brücke der Hoffnung.

In einem Land, in dem Krieg ist, leben die Menschen in ständigem Stress und Verzweiflung. Die täglichen Raketenangriffe, die Geräusche von Explosionen, Schießereien und das ständige Heulen von Sirenen beeinflussen sowohl Kinder als auch Erwachsene. Wenn unsere Jungen Missionare in den Vergessenen Dörfern ankommen, laufen die Kinder ihnen entgegen. Die jungen Leute versuchen mit Kinderprogrammen und dem Überreichen von Hoffnungsboxen, ein wenig Freude in ihr düsteres Leben zu bringen. Die Familien, die besucht werden, sind groß und arm.

Unsere Teenager, die in unserer Villa Regenbogen wohnen, verbringen gerne Zeit miteinander. Sie reden gemeinsam über die Herausforderungen und Schwierigkeiten des Lebens. Manchmal beklagen sie sich, wie müde sie nach den nächtlichen Raketenangriffen sind, wie schwer ihnen das Lernen dann fällt. Sie freuen sich aber auch über ihre Erfolge und guten Leistungen und sprechen über die Zukunft. Anja hat ihre Ausbildung fast abgeschlossen, sie wird ihr Diplom erhalten und aus unserer Villa Regenbogen ausziehen. Das macht ihr ein wenig Angst.

Die Kinder kamen aufgeregt in unsere Villa Sonnenschein. Der Luftangriff während der Nacht hat acht Stunden gedauert. Alle mussten in Kellern oder Luftschutzräumen Zuflucht finden. „Ich habe Schüsse gehört. Meine Mutter hat gesagt, dass sie von den Drohnen kamen. Ich hatte schreckliche Angst“, berichtet Mascha. „In der Nacht wurde in der gesamten Ukraine geschossen, habe ich in den Nachrichten gelesen. In Kiew hat es einen Angriff auf ein Hochhaus gegeben und mehrere Familien wurden dabei getötet.“

Letzten Donnerstag sind Lena Uchnal und Aliona Tokar wohlbehütet in unserem Büro in Rechtenbach angekommen. Am Samstag machten sie sich mit Renate und Rebekka Rudat und deren Verlobten Paul Herrmann auf den Weg in Richtung Berlin, nach Blankenfelde-Mahlow.

Es war eine lange Reise bis sie bei Elke Krüger, die die Gruppe zu sich nach Hause eingeladen hatte, angekommen waren. Am Sonntag fand ein Gottesdienst in Elkes Freikirchlicher Gemeinde Blankenfelde statt.